Die Vögel
Aristophanes

Vogel gegen Mensch: Perservogel (Merle Scheib), Flammbart (Lara Abele), Chorführerin (Franziska Kimmle), der vermittelnde Wiedehopf (Sarah Forbat), Euelpides (Sarah Bissinger, Pethetairos (Akin Kapucu)                                                                                                          Foto: Tobias Reinmuth

ARISTOPHANES: “DIE VÖGEL” - DER T RAUM VON EINER BESSEREN  WELT?

„Wolkenkuckucksburg“ – bewehrter, also sicherer, wunderbarer Ort der Utopie! - Jetzt dort sein, das wär‘s! Diese Träume begleiten die Menschheit seit den Anfängen ihrer Geschichte. Und in Krisenzeiten sind sie verlockender denn je – auch fataler?!

In Aristophanes Komödie „Die Vögel“ finden wir „Wolkenkuckucksburg“ als Leitbegriff und als Ort, den Menschen, ihre Welt hinter sich lassend, auf der Suche nach dem absoluten  Glück in einer neuen vollkommenen Welt erbauen wollen: eine „Stätte“, eine Stadt im Reich der Vögel, in den Lüften  – ein Versuch, der scheitert, scheitern muss.

„Frei wie ein Vogel“ heißt es, und so scheint zunächst in Aristophanes Werk jene paradiesische Welt, jene schöne Utopie auf, die aber schon bald, anders als man es bei den niedlichen kleinen „Vögelchen“ erwarten würde, vom Animalischen dieser Wesen bedroht und getrübt wird. Animalisch – warum? Den tierischen Wesen eigen ist offensichtlich eine natürliche, instinktive Abwehr gegen den Menschen und die von ihm ausgehende Bedrohung, gegen sein nur auf Unterdrückung und Ausbeutung gerichtetes Handeln. Die Vögel, die stolz auf ihre archaische Einheit mit der Natur, die Leichtigkeit  und die Vorzüge ihres Lebens, ihre Unschuld verweisen, haben eine schier grenzenlose Angst vor den Menschen, deren Verhalten sich als das eigentlich Animalische in dieser Welt entpuppt - wiewohl die Vögel selbst den Verführungen der Macht erliegen und von der Gier Getriebene sind, angezogen davon, dass “rundum alles euch gehört.” Fataler kann der Blick für die Geschichte nicht sein.

Aber vielleicht brauchen wir ihn doch, unentwegt, jenen märchenhaften Traum vom Glück, von jener Utopie, der sich immerzu als vergeblich, wegen der menschlichen Schwächen, der Hybris, der Gier gar als fatal erweist, über den wir aber bei Aristophanes‘ scharf gezeichneter Satire wenigstens noch lachen können, und das nicht zu knapp: ein Lachen über unsre Schwächen. Obwohl die auch in heutiger Zeit angesichts der Krise unserer Kultur alles andere als einen Grund zum Lachen bieten sollten – das Lachen tut gut!

Immerhin halten die Vögel zusammen, während die Menschen sich als komische Käuze entpuppen, unsolidarisch, einander nur benutzend, gierig  wie die Fliegen dort auftauchend, wo ein Geschäft gewittert wird und wo man einen persönlichen Vorteil  ernten zu können glaubt. Und so steht der Mensch - trotz aller Versuche revolutionärer Erneuerung - am Ende dort, wo er am Anfang bereits stand: Eine Diktatur löst die andere ab. Wie Aristophanes es schafft, dass wir darüber auch noch herzhaft lachen können, ist nur beim Besuch seines Theaters erlebbar…
                                                                                                                         
          
                                                                                                                       B. Blaes

Aristophanes / Die Vögel

Die Rollen

Pethetairos & Euelpides

Wiedehopf

Vogelbestien

Plan zur Macht

Schmarotzer

Das Finale

Der Inhalt

 Der Autor

Dramaturgie

Die Presse