Theatertage Hannover
24.-26. Nov. 1989

Den folgenden Erfahrungsbericht” verfasste einer der Beteiligten, Andreas Schwitzke, für das Jahrbuch der Kooperativen Gesamtschule Bad Bergzabern
1988 / 1990

Theatertreffen Hannover
24. - 27. 11. 1989

 

War es das Bedürfnis, auch einmal andere Theater-Schüler- Gruppen und ihre Arbeit kennenzulernen, oder auch die Erwartung, dadurch vergleichend das Niveau unserer eigenen Arbeit einzuschätzen zu können,  in jedem Falle aber das Vergnügen, als Theatergruppe etwas Gemeisames zu erleben, das uns aus der Pfalz zum Schüler-Theater-Treffen in die Stadt des Hochdeutschen, nach Hannover, trieb, natürlich auf Einladung.

Schon die Fahrt deutete darauf hin, dass unsere Truppe im eigenen Bus, so kurz nach dem Fall der Mauer, nicht nur sämtlichen Trabbis - schwerbepackt mit kiloweise Bananen auf der Heckablage - , sondern auch überhaupt allem überlegen zu sein schien; vielleicht nicht zuletzt, weil wir aus dem Kreis der Schon-Abiturienten mit Daria Stehl, (von einer Schauspielschule aus Paris reimportiert), Alex Bach und Torsten Braun tatkräftige Unterstützung erhielten (von den Brüdern Geil möchte ich gar nicht erst anfangen, ist ihr Ruhm in unserer Schule doch schon derart groß, dass sich jedes Wort erübrigt). Auf jeden Fall brachte uns die Hannover-Reise den geschichtlich einmaligen Genuss, die erste Trabbi-Armada "live" zu erleben - die Folge: Viele waren beeindruckt, manche nachdenklich, einige diskutierten.

 

Schön geeint wurden wir in der Kooperativen Gesamtschule ,,Friedrich Gauß' in einem Klassenzimmer untergebracht. Blendend war auch die Organisation der Nahrungsaufnahme, wenn dann auch niemand so genau wusste, woher wir denn eigentlich kamen, für die ‚Nordlichter jedenfalls „von ganz weit südlich, auf alle Fälle südlich von Kassel“!

Der erste Abend begann sofort mit Aufführungen: Da gab es Musicals wie „Porgy and Bess", „Alice im Wunderland", Theaterproduktionen wie „Einer flog gegen’s Kuckucksnest“ u.v.m.  Als ebenso anziehend entwickelte sich aber auch ein sogenannt. ,,Kultur- und Kommunkations-Heurigen-Zentrum" namens "Alt-Wien" in der Nähe, zu dem - von uns einmal als Geheimtipp entdeckt - ein regelrechter Pendelverkehr einsetzte. Erfreulich aber die Rücksichtnahme und das Sozialverhalten: Keine nächtliche Zecherei! Wer ab 22 Uhr pennen wollte, fand die nötige Ruhe und wurde nicht gestört. Man wuchs und reifte mit der Aufgabe!

 

Das dreitägige Treffen sah uns am letzten Abend, quasi als Höhepunkt, mit "Leonce und Lena" von Büchner vor. So konnten wir noch einen Maschsee-Eis Hannover-Bummel machen, die einige, so auch ich, wunderlicherweise (oder auch nicht, weil selbstverkalkuliert und -verschuldet) mit einer Taixahrt beenden mussten. Dann hieß es aber doch endlich zur Besinnung kommen und den Auftritt vorbereiten. Sehr beeindruckend die Proben in unserem Wohn-Schlaf-Klassenzimmer, wo es uns in kooperativer Atmosphäre mühelos gelang, zwei neue Rollenbesetzungen zu integrieren. Glücklicherweise hatten wir ein abstraktes Bühnenbild und deshalb nicht die Probleme, die uns später in Erfurt erwarten sollten.

 

Wir gerieten in jedem Falle in die Bühnenbegeisterung, den Schwebezustand, der nur auf Brettern und vor Publikum zu spüren ist - und die Aufführung wurde ein voller Erfolg, ja, wir wurden gar von vielen, auch den Juroren, als „zu gut“ und „nicht-normal“ für ein Schultheater befunden. Die verantwortlichen Theater-Pädagogen jedenfalls meinten, wir hatten die Idealvorstellung von Schultheater verwirklicht. Die Anerkennung und das Lob aller  Akteure aus Bremen, Braunschweig, Hildesheim und Hannover ließ unser Selbstwertgefühl weiter steigen, wenn  auch  Herr  Blaes  in  Bescheidenheit dagegen anzukämpfen versuchte: So begleitete doch neben der tiefen Erschöpfung ein ebenso tiefes Zufriedenheitsgefühl unsere  Heimfahrt.

  Andreas Schwitzke

 

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