Am 08.07.96 erschien in der RHEINPFALZ ein Artikel über die TheaterAG, der  Aufschluss über ihr Selbstverständnis gibt:

Keine Angst vor Nashörnern    

Seit Jahren schon bietet die Theater-AG in und auch außerhalb von Bad Bergzabern - etwa bei Theater-Tagen in Hannover, Trier, Kaiserslautern oder Bruchsal - vielbeachtete Aufführungen von Ibsen über Dürrenmatt und Giraudoux bis hin zu Curt Götz . Lobte Wolfgang Schwarz 1988 die Galilei-Aufführung (Brecht) noch als "vollauf gewonnenes Wagnis zum 'Geistes-Marathon'", so reüssierte die Gruppe ein Jahr später mit einer als "kongenial" bezeichneten Inszenierung von Büchners "Leonce und Lena". Auch die begeisternde Interpretation der "Dreigroschenoper" von Bert Brecht 1994, zusammen mit Chor und Band, ist vielen noch in guter Erinnerung. Von Fachleuten erhielt die Theater-AG häufig Anerkennung, die größte von Martina Leidig, Intendantin beim Staatlichen Schauspielhaus Zürich, anläßlich der Aufführung von Marivaux' "Der Streit" 1995 in Bruchsal: "Das hätten wir selbst nicht besser machen können!"

Angesichts der Erfolge und der Anerkennung vor allem auch an auswärtigen Spielorten sollten die besonderen Aspekte solcher Schultheaterarbeit gewürdigt werden: Sowohl die freiwillige und intensive Auseinandersetzung mit derart schwierigen Stoffen als auch das soziale Erlebnis der gemeinsamen Auswahl, Erarbeitung und Aufführung eines Theaterstücks mit all seinen gruppendynamischen Facetten bieten für die Beteiligten Chancen selbstbestimmter Bildung und sozialer Erfahrung, wie sie der Alltag des Instituts Schule kaum vermitteln kann und die gerade in der heutigen Zeit kaum überbewertet werden können, wo das soziale Handlungsrepertoire Jugendlicher mehr und mehr verarmt.

zurück/Buntes

Hinzu kommt, daß der verantwortungsvolle Umgang mit Sprache und die glaubwürdige Ausgestaltung der Rolle eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, eine schonungslose Wahrhaftigkeit erfordern- etwas, was nicht gerade im Trend der Zeit liegt! Berthold Blaes, der die Theater-AG seit nunmehr 12 Jahren leitet: "Gerade heute, wo das Laute, das Oberflächliche, das von vordergründigen Effekten Geprägte immer mehr Zulauf findet und die Oberhand gewinnt, wird es immer schwieriger, Schüler zu einem solchen Engagement zu bewegen oder auch nur als Zuschauer zu gewinnen".

Vor diesem Hintergrund war es natürlich gewagt, mit Schülern, die zum größten Teil noch keine Bühnenerfahrung hatten, einen so schwierigen Stoff wie Ionescos "Nashörner" zu realisieren, ein Stück, das auch noch jene von Berthold Blaes skizzierte Problematik thematisiert. Um so erfreulicher, daß das Wagnis erfolgreich war!

Auch diejenigen, die die drei Aufführungen Mitte Juni nicht besuchen konnten, haben nun die Möglichkeit, in einer weiteren Aufführung am Samstag, den 13. Juli um 20 Uhr in der Aula des Gymnasium dabei zu sein. Der Eintritt kostet sieben, ermäßigt vier Mark. (blr)

DIE RHEINPFALZ,  08.07.1996